Klimawandel: Der Fall Bangladesh

Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts wird sich die Durchschnittstemperatur der Erde um 2 bis 5 Grad erhöhen. Dies erscheint auf dem ersten Blick nicht gravierend, wird allerdings gewaltige Veränderungen in den globalen Ökosystemen hervorrufen. Vom Ausmaß ist diese Erwärmung vergleichbar mit dem Anstieg der Temperaturen von der letzten Eiszeit bis heute.
Die Auswirkungen dieser Erwärmung werden global sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Länder werden durch mildere Temperaturen profitieren, während andere starke negative Folgen ertragen werden. Bangladesh ist eines der Länder, welches am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen werden sein wird.

Folgen des Klimawandels

Ein Anstieg der Durchschnittstemperatur von mehreren Grad bringt für einige Regionen grundlegende Veränderungen, die bereits heute schon vorherzusehen sind. Durch die Komplexität des Klimasystems lassen sich allerdings nicht alle Folgen direkt vorhersehen und so könnten einige Folgen gravierender ausfallen, und umgekehrt. Ungewiss bleibt auch, ob der Mensch es schafft, den Ausstoß an Treibhausgasen in den nächsten Dekaden zu verringern. Gespräche über eine Senkung des Ausstoß stehen bereits auf der Tagesordnung internationler Gipfel, wie des diesjährigen G8 Gipfels in Heiligendamm. Heute abzusehen sind aber bereits ein Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Dezimeter, das großflächige Abschmelzen der Hochgebirgsgletscher, das verstärkte Auftreten von Dürren und die Zunahme von Extremereignissen und Naturkatastrophen. Das Auftreten dieser Ereignisse wird regional sehr unterschiedlich ausfallen und einige Länder werden härter von diesen getroffen, während andere davon profitieren.

Aktuelle Situation in Bangladesh

Wie stark der Klimawandel sich heute schon auswirkt, lässt sich am Beispiel Bangladesh beobachten, welches eines der Länder darstellt, die mit am härtesten von diesem getroffen wird. Bangladesh ist fast vollkommen im Delta der drei großen Flüsse Ganges, Jamuna-Brahmaputra und Meghna gelegen und hat 147 Millionen Einwohner, die auf einer Fläche leben, die etwa 40% Deutschlands entspricht. Bangladesh zählt zu einem der ärmsten Länder der Welt und verursacht nur 0,3 – 0,4% des weltweiten CO2 Ausstoßes, was weniger entspricht als der Ausstoß von New York.
Seit etwa 20 Jahren werden vermehrt Überflutungen in dem Land festgestellt, die immer weiter ins Landesinnere vordringen und die fruchtbaren Böden versalzen auf denen die Menschen zumeist Reis anbauen. Dieses Prozess wird noch verstärkt, da vor allem der Ganges, durch verstärkte Dürren, jedes Jahr weniger Wasser führt und das Meerwasser tiefer ins Landesinnere eindringen kann.
Im Sommer führen die Flüsse dagegen immer mehr Wasser, da durch die Erwärmung die Himalaya Gletscher immer schneller abschmelzen und so mehr Schmelzwasser in die Flüsse dringt und damit große Teile des Landes überflutet.

Folgen für Bangladesh

Als Folge der Überschwemmungen haben bereits viele Bauern große Teile ihrer Ackerflächen verloren und waren gezwungen den Anbau stark einzuschränken oder ganz aufzugeben. Viele Menschen zieht es in die Städte des Landes, die unter dem starken Wachstum bereits stark leiden. Dhaka, die Hauptstadt, ist eine der am schnellst wachsensten Städte der Welt, die in den vergangenen 30 Jahren ihre Einwohnerzahl von 1,5 Millionen auf mittlerweile 12 Millionen steigerte. Eine Abschwächung dieser Landflucht ist noch nicht abzusehen. Für das Jahr 2015 wird für Dhaka eine Einwohnerzahl von 17- 20 Millionen prognostiziert. Die anderen Städte des Landes wachsen in einem ähnlichen Tempo.
Bei anhaltender Klimaerwärmung wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2050 um 30 bis 45 cm ansteigen, was dazu führen wird, dass Bangladesh mehr als ein Zehntel der Landfläche verliert. Das entspricht der Fläche Schleswig Holsteins. 5,5 Millionen Menschen wären demnach direkt betroffen und müssten ihre Heimat verlassen. Die derzeit hohe Geburtenrate, die die Bevölkerung um jährlich ca. 2,1% anwachsen lässt, wird die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahren vermutlich weiter erhöhen.

Abschließende Bemerkungen

Für die Zukunft werden hohe Flüchtlingsströme in Bangladesh vorhergesagt, die vor dem Eindringen des Meeres fliehen. Die angespannte Situation in den Städten wird sich aller Voraussicht nach weiter zuspitzen. Bereits heute hat Dhaka eine Einwohnerdichte von mehr als 14.000 Menschen pro km² (im Vergleich: Berlin 3818) und viele von diesen leben in den stark wachsenden Slums unter elenden Bedingungen.
Durch den erzwungenen Wandel in der Landwirtschaft wird es zu einer angespannten Nahrungsmittelversorgung kommen. Gemeinsam mit der UN versucht die Regierung derzeit salzresistente Reissorten einzuführen, deren Erfolg allerdings gering ist, da starke Dürren, vor allem im Norden des Landes große Teile der Ernte jedes Jahr vernichten.
Die angrenzenden Länder Indien und Myanmar befürchten daher große Flüchtlingsströme, die in ihre Länder eindringen könnten. Indien hat zu der Vereitlung in den letzten Jahren damit begonnen an seinen Grenzen einen Zaun zu errichten, der Flüchtlinge zurückhalten soll. Myanmar gedenkt diesem traurigen Beispiel zu folgen.

Quellen
Klimaflüchtlinge: Le Monde Diplomatic, S.14-15 (Ausgabe April 2007)
The first refugees of global warming – Chicago Tribune (aufgerufen am 23.05.2007)

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2 Gedanken zu „Klimawandel: Der Fall Bangladesh

  1. was macht die regierung bangladeshs gegen den Klimawandel? baut sie dämme, bittet sie um finanzielle Hilfe usw.? macht sie etwas gegen das Wachstum der Städte, und wen ja was?oder intressiert sie das ganze Thema gar nicht?

  2. Wie kann man so naiv sein. Bangladesh gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Natürlich interessiert sie das, wenn das halbe Land in 50 Jahren unter Wasser steht! Die haben aber nicht die finanziellen Möglichkeiten daran was zu ändern!

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